Löffelstadt - Helberhäuser Handwerk

Im Rahmen des Jubiläums 2018 haben einige Bürger aus unserem Dorf Werkzeuge in die Hand genommen, um das ausgestorbene Handwerk des Löffelschnitzens, welches Helberhausen im 18. Jahrhundert berühmt gemacht hat, wieder zu erlernen und ihr Können auf dem Fest zu präsentieren... 

Hier nun die Geschichte dazu:

Eines der wichtigsten Utensilien der Menschen in früherer Zeit war der Löffel. Aus Holz hergestellt, behielt man ihn zumeist ein Leben lang... daher kommt auch der Ausspruch "den Löffel abgeben". Die Form einer schöpfenden Hand nachempfunden, wurden sie Löffel vorwiegend aus Ahornholz hergestellt, als dieses im Siegerland und Umgebung zur Neige ging, verwendete man Birkenholz. Dieses wurde jedoch schnell grau und unansehnlich. Vorwiegend ernährten sich die Menschen von Brei, Suppen und Eintöpfen, dabei stand die Schüssel auf dem Tisch und man entnahm abwechselnd von dort mit seinem Löffel die Mahlzeit. 

Es wird um das Jahr 1690 gewesen sein, als drei Helberhäuser Viehhirten zwecks Lohnaufbesserung das Handwerk des Löffelschnitzers erlernten und miteinander wetteiferten. Dies waren Johann Heinrich Claus, Jost Heinrich Preis und Johann Heinrich Helmes. Sie optimierten ihr Handwerk und stellten glattere Löffel her als z.B. die Sauerländer Schnitzer dies taten. Das machte ihr Tun sehr erfolgreich, dadurch stieg die Nachfrage rasant an und immer mehr Einwohner gingen nun diesem Handwerk nach. Zu Glanzzeiten wurden über eine Millionen Löffel pro Jahr geschnitzt, der damalige Wert belief sich auf 8000 Gulden. Die Vermarktung erfolgte weltweit. Ganze Pferdelasten gelangten per Schiff von Köln nach Holland und von da in die weite Welt. 

Karrenweise Ahornholz wurde aufgekauft, wofür ein Gulden berechnet wurde. Daraus konnten ca. 2000 Löffel hergestellt werden, ein Löffel kostete einen halben Kreuzer, somit konnte eine Karre Löffel für 16 Gulden verkauft werden.

Achzig hauptberufliche Löffelschnitzer gab es im Jahr 1819 bei 370 Einwohnern (1815: 256 Einwohner). Somit stieg die Einwohnerzahl innerhalb von vier Jahren um 114 Personen, was letztlich auch am durch das Schnitzen erreichten Wohlstand lag. In den Wintermonaten, wenn es in der Landwirtschaft wenig zu tun gab, wurden die hauptberuflichen Handwerker unterstützt.

Der Niedergang dieses Handwerks in Helberhausen wurde durch die schwierige Holzbeschaffung und damit einhergehend sinkende Verkaufszahlen eingeläutet. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. gewährte sogar Sonderkonditionen für den Holzeinkauf, als dieses hochpreisig war. Dieses Privileg wurde ab 1840 aber wieder abgebaut, sodass es 1854 nur noch 14 Löffelschnitzer gab. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich Löffel aus Metall immer mehr durch, sodass der letzte Löffelschnitzer, Johannes Schneider (1873-1950) das Handwerk um 1920 aufgab. 

Johann Heinrich Jung Stilling aus Grund war in seiner Kindheit öfters in Helberhausen unterwegs und konnte das Handwerk beobachten. 1781 beschrieb er in einer wissenschaftlichen Zeitschrift die "Nassau-Siegensche hölzerne Löffel-Manufaktur" zu Helberhausen wie folgt:

 Der Löffelhersteller sägte von einem trockenen, astfreien Ahornstamm so viele Stücke in der Länge des herzustellenden Löffels ab, wie er am nächsten Tag verarbeiten konnte. Tags darauf wurden diese Klötze gespalten. Es wurden etwa 60 gleich große Holzstücke von Hand abgeschlagen. Dies stellte die Tagesproduktion der Löffel pro Person dar. Die einzelnen Holzstücke wurden nun grob behauen. Die Löffel hatten eine Platte und einen Stiel. Die Platte wurde rund und hohl, der Stiel aber hatte vor der Platte ein Knie. Das Löffelholz war etwa einen halbe Schuh lang, drei Zoll breit und eineinhalb Zoll dick. Nun erfolgte ein schiefer Hieb mit der Heppe auf die eine Seite, anschließend auf die andere Seite. Dadurch erschien schon Stiel und Platte im Groben. Eine weitere Bearbeitung mit der Heppe und mehrere Schläge von verschiedenen Seite ergaben immer mehr Form. Zum Schluss brach man die Ecken. So wurden alle Klötze innerhalb zwei Stunden behauen. 

Alle Löffel wurden nacheinander auf dem Knie mit einem lanzenförmigen Messer bearbeitet, dass dauerte drei Stunden. Mit einem scharfen Hohlmesser wurden die Löffel ausgehöhlt, das verlangte viel Geschicklichkeit und dauerte etwa vier Stunden. Dabei war die Verletzungsgefahr recht hoch. Alle Schnitte gingen gegen den Ballen des linken Daumens. Ein Span, gepackt zwischen Löffel und Ballen, sollte den Verletzungen vorbeugen. Zu guter Letzt wurden die Löffel mit einem Messer poliert, bei geringer Wärme getrocknet und dann zum Verkauf freigegeben. 

Natürlich konnte man auch Löffel mit Verzierungen erwerben. Diese kosteten dann auch mehr.

Auf ähnliche Art, jedenfalls mit den beschriebenen Werkzeugen, werden die Löffel auf dem Jubiläumsfest hergestellt werden.